LebendigSEIN im Leben - Scham

Niemand ist allein mit seiner Scham

Dieser Blogbeitrag könnte Trigger enthalten!

 

Scham ist oft eine der stärksten Emotionen, wenn es um Trauma geht.

 

Wie viel zeigen wir nicht, sagen wir nicht oder tun wir nicht, weil wir uns schämen?

 

Ich habe mich sehr lange Zeit geschämt und teilweise begegnet mir die Scham heute noch.

 

Damit sind auch oftmals Schuldgefühle verbunden. 

 

Ich habe eine Traumatisierung in meiner Kindheit erlebt. Glaube mir, mir ist keine Emotion fremd. 

 

Der unglaublich tiefsitzende Schmerz kam immer wieder in Wellen hoch. Ich habe gelernt Emotionen da sein zu lassen, fließen zu lassen. Ich weiß, ich überlebe diese Fluten an Emotionen. Früher versuchte ich diese Gefühle zu umgehen, sie weg zu bekommen oder sie weg zu meditieren, aber das war alles nur eine Flucht und keinen Schritt näher zu mir.

 

Aus meiner persönlichen Erfahrung hilft mir eine Mischung aus Selbst- und Co-Regulation am besten oder einfach darüber reden können was gerade in mir vor geht. Keine Erklärungen oder Rechtfertigungen, sondern es so zu sagen, wie ich es wahrnehme, weil es für mich wahr ist. Manchmal braucht es jemanden der dich einfach fest umarmt und drückt oder einfach deine Hand nimmt, der keine Angst vor der Flut deiner Emotionen hat.  Je sicherer ich die Welt empfinde, desto mehr traue ich mich, ich selbst zu sein. 

 

Auch wenn ich heute in einer sicheren und liebevollen Beziehung lebe, war es ein langer Weg dahin. Mich aus Überlebensmustern des Vermeidens zu begeben, war eine Herausforderung. Heute weiß ich wie wichtig die alten Strategien waren, sie haben mich überleben lassen. Es gab einen Moment im Leben, da wollte ich nicht mehr überleben, sondern mich lebendig fühlen. Ich habe einen Geschmack davon bekommen wie sich leben in Sicherheit anfühlen kann und ich wollte definitiv mehr davon.

 

Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich begonnen mit dem Thema Trauma zu beschäftigen, gut bei mir zu sein, zu schauen wo ich Unterstützung brauche und was ich allein für mich machen kann.

 

Ich bin inneren verletzten, wütenden und hilflosen Anteilen begegnet. Ich habe geweint, gekämpft, ich habe versucht keiner Angst mehr aus dem Weg zu gehen. Ich dachte für eine lange Zeit, ich wäre einfach nie wütend, nein, sie war einfach nur gut versteckt.

 

Meine körperlichen Symptome sind stärker geworden oder neue sind dazu gekommen, weil ich Angst zugelassen habe und trotz Angst meinem Gefühl gefolgt bin. 

 

Ich habe mich auf die Suche nach meinen Ressourcen begeben. Da habe ich wirklich Vieles wiederentdeckt. Wie viel in mir schlummert an Talenten, Fähigkeiten oder was mir Kraft gibt, das gibt mir heute Sicherheit. Nicht das was andere an mir gut finden sondern was mir Energie gibt.

 

Es gab auch immer wieder Situationen in denen mir aufgefallen ist, dass ich beschwichtigen möchte und mich selbst dabei verliere. 

 

Heilung bedeutet für mich nicht, dass alles perfekt sein wird und ich nie wieder alte Muster oder verletze Anteile spüren werde, sondern dass ich sie da sein lassen kann und trotzdem ich bleibe und mich nicht verleugne, sondern im Hier und Jetzt bleiben kann.

 

Ich habe in dieser Zeit begonnen jeden Tag einen bewussten Spaziergang zu machen, zu spüren, zu sehen, zu hören, bewusst wahrnehmen, wie sich die Natur verändert, die Jahreszeiten bewusst erlebt. Es sind während dieser Begegnungen in der Natur viele Impulse entstanden, aus denen gerade ein Buch entsteht. Ich habe viele Schritte gemacht um mir jeden Tag näher zu kommen.

 

Ich möchte mich hier sichtbar machen, weil mich die Vision trägt, dass eine offene und ehrliche Kommunikation viel mehr Verbundenheit entstehen lässt. 

Ich möchte nicht ein Bild von mir zeigen, welches vielleicht zu perfekt scheint. Ich lebe sehr gerne, bin zufrieden und ich habe begonnen mein Leben zu leben, zu gestalten, dafür hat sich jeder Schritt gelohnt, aber ich habe eine Geschichte und sie wird immer meine Geschichte bleiben.

 

Dr. Gabor Maté, ein kanadischer Arzt und Traumaexperte, der ursprünglich aus Ungarn kommt, hat in einem Interview gesagt, dass 50 Prozent der Bevölkerung traumatisiert sind und die anderen 50 Prozent wissen es nur nicht.

Nun, vielleicht sind wir nicht alle traumatisiert aber wir haben alle starken Prägungen.

 

Der Weg ist anstrengend, oft denkst du, du stehst wieder am Anfang bis du merkst du bist doch ein großes Stück weiter. 

 

Ich darf Sein, ich darf mir Zeit nehmen, ich darf lernen und forschen, ich darf etwas brauchen und ich darf Angst haben. Ich weiß, jeder Mensch, der zu mir kommt, hat meine größte Wertschätzung, denn es braucht Mut und Kraft diesen Weg zu gehen. Sollte es noch nicht gehen, dann sei auch wohlwollend dafür. Gib dir Zeit. 

 

Und ich weiß, es gibt wenige Menschen, die schon mit dem Thema vertraut sind. Oft fehlt es auch am Wissen über Trauma gerade im Medizinischen Bereich. Auch bei den Kindern in der Bildung gibt es kaum eine Begleitung die Kindgerecht wäre. Ich weiß aber auch, dass es viele wunderbare Menschen gibt, die Unterstützung oder therapeutische Hilfe anbieten. 

 

Durch meine Ausbildung zum Neurosystemischen Coach für ganzheitliche, integrative Trauma und Bewusstseinsarbeit möchte ich mein Wissen, meine Erfahrungen, meine Empathie, meine Beobachtungsgabe und meine Begeisterung & Liebe für Menschen und ihren Geschichten teilen, einen geborgenen und sicheren Ort schaffen, für all jene unter uns, die das Gefühl haben, allein damit zu sein. Denn das sind sie nicht.

 

In Verbundenheit

 

Eva 

 

Dieser Blogbeitrag ist mein geistiges Eigentum und enthält meine persönliche Meinung

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Kommentare: 5
  • #1

    Sabine (Samstag, 05 November 2022 11:28)

    Liebe Eva!
    Vielen Dank für deine Ehrlichkeit und dein Dich-Zeigen♥️

    Ich bin tief berührt und so dankbar, dass wir verbunden sind �

    Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe für das Leben deiner Vision�

  • #2

    Martina (Samstag, 05 November 2022 18:44)

    Danke Eva für deinen Beitrag! So wertvoll und hilfreich!
    Wie schön zu wissen, dass wir nicht alleine sind!
    Alles Liebe in Verbundenheit Martina

  • #3

    Lisa (Sonntag, 06 November 2022 12:20)

    Super Beitrag! Danke fürs teilhaben lassen.

  • #4

    Dajana (Sonntag, 06 November 2022 15:08)

    Danke für diesen ganz wertvollen Beitrag ♥️

  • #5

    Daniela (Sonntag, 06 November 2022 17:11)

    Wunderschön geschrieben!