Die Luft schmeckt nach Glück - Silvester

 

Auszug aus meinem Buch "Die stille Weite" - 31.12.22

 

Der letzte Tag des Jahres hat begonnen. Noch bin ich nicht bereit ein neues Jahr zu beginnen.

Ich öffne meine Winterjacke während ich mit Oskar spazieren gehe, es ist warm, 11Grad hat es bereits am späten Vormittag. Ein wenig habe ich das Gefühl mich dahinzuschleppen.

Die letzten Stunden des Jahres beginnen mit einer sehr frühlingshaften Stimmung, als würde sie mir zurufen, dass alles bereit ist, um ein neues Kapitel zu beginnen. Nur ich fühle mich noch nicht danach. Es ist ein so wunderbarer Tag, die Sonne lässt ihre Strahlen sanft über die Hügel des Weinviertels hernieder. Die Wiesen leuchten saftig grün und die Vögel zwitschern fröhlich ihre Lieder. Man könnte meinen, die Luft schmecke bereits nach Glück.

 

Ich blicke ein wenig zurück, was für ein Jahr liegt da denn eigentlich hinter mir. Ich merke, dass ich mich stolz zu fühlen beginne, weil ich dieses Jahr mein sensibles und oft zu engem Gefäß gestärkt und gedehnt habe. Damit meine ich, dass ich viel mit mir und meinem Nervensystem gearbeitet habe. Vieles probiert habe, was mir immer Angst gemacht hat, ausgesprochen habe, wofür ich oft keine Worte hatte, vieles nicht mehr gemacht habe, weil ich dadurch nur für andere wichtig sein wollte. 

Ich habe gelernt, dass ich mich für meine „schlechten Tage“, meine Tiefgänge nicht mehr zu schämen brauche, dass meine Tränen fließen dürfen, weil meine Emotionen meinen Körper als Kanal brauchen dürfen. Akzeptiert, dass Heilung nicht bedeutet, dass alles weggeht, sondern, dass, ich lerne anders damit umzugehen. Ich habe mehr auf mich geachtet, mehr Geduld mir selbst gegenüber gehabt und anderen die Chance gegeben mich zu sehen, mich wirklich zu sehen und mehr berührbarer zu sein. Vor allem, meinen Bedürfnissen mehr Raum gegeben zu haben.

Das war ein Jahr der Veränderungen für mich.

 

Welche Qualität möchte ich nun diesem neuen Jahr schenken? Mein Herz sehnt sich nach noch mehr Leichtigkeit, das zu genießen, was da ist, der Kreativität in mir noch mehr Raum schenken und noch mehr liegen lassen, was ich nur aus Gefälligkeit oder Pflichtbewusstsein mache. Mir noch mehr Zeit für die Menschen, die ich liebe, nehmen. Und noch viel mehr Lachen fröhlich und ausgelassen sein.

Ich bin dankbar und demütig für die vielen Möglichkeiten, die ich dieses Jahr bekommen habe und dass ich sie genützt habe. Ich habe viel Energie in diese Veränderungen fließen lassen und ich habe das Gefühl es ändert sich noch einiges.

Und ich bin dieses Jahr gewachsen. Der Samen hat einen wunderbaren Nährboden bekommen und jetzt steht sie da, die noch kleine, aber sehr kräftige Pflanze. 

Sie hat starke Wurzeln bekommen und im nächsten Jahr werden diese sich noch besser verankern damit diese Pflanze weiterwachsen kann. Es fühlt sich an wie, wenn die meiste Arbeit schon hinter mir liegen würde.

 

Ich freue mich schon darauf zu sehen wie sie sich entfaltet und zu blühen, beginnt, um sich dann zu zeigen, mit all ihren Facetten und ihrer einzigartigen Schönheit.

Wer weiß, in welcher Farbe sie blühen wird, ich bin gespannt und merke, ich freue mich drauf.

 

Ich wünsche dir von Herzen alles Liebe für dein neues Jahr, möge es von wunderbaren Menschen begleitet und mit wunderschönen Momenten umgeben sein.